Letzte Aktualisierung: 5.09.2024
Wie unterrichte ich erfolgreich
Deutsch als Fremdsprache?
Tipps für ehrenamtliche Lehrer/innen
Möchtest du ausländischen Kindern Deutsch-Nachhilfe geben oder ehrenamtlich Deutsch unterrichten, um Flüchtlingen die Integration zu erleichtern? Bist du Fachlehrer und deine ausländischen Schüler kämpfen mit Verständnisschwierigkeiten? Lebst du im Ausland und hast vor, Deutschstunden zu geben?
Hier findest du ein paar Tipps, worauf du achten solltest, damit dein Unterricht erfolgreich wird.
Was ist schwierig für Deutschlerner?
Tipps für Deutschlehrer:innen ohne DaF-Ausbildung
Du sprichst perfekt Deutsch und möchtest anderen helfen, sich auf Deutsch schneller zurechtzufinden? Geflüchtete, Migranten, Kinder ausländischer Familien mit Sprachschwierigkeiten in der Schule, …
Es gibt so viele Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich gerne integrieren und in allen Lebenslagen besser verständigen möchten, die aber die deutsche Sprache noch nicht oder nur bruchstückhaft kennen.
Wenn dich diese spannende Aufgabe interessiert, beachte die folgenden Tipps, damit dein Einsatz den Schülern wirklich weiterhilft und aller Lern-Frust vermieden wird.
Deutsch ist keine einfache Sprache, aber es gibt Methoden, sie einfach zu lernen bzw. zu unterrichten.
Deutsch als Fremdsprache (=DaF) zu lehren erfordert ein paar Grundkenntnisse dessen, was an unserer Sprache schwierig bzw. anders ist als in anderen Sprachen.
Denn das Deutsche hat, wie jede Sprache, so seine Eigenheiten…
Es hat gewisse Merkmale, die von der Muttersprache deiner Schüler stark abweichen, und zwar so stark, dass du sie ihnen nur vermitteln kannst, wenn du diese Hürden kennst und bewusst damit umgehst, also sie in deinem Unterricht berücksichtigst. Wir werden gleich detailliert darauf eingehen.
Nur noch eine kurze Bemerkung.
Man braucht keine Lehrerausbildung um andere zu unterrichten, aber man sollte sich über die ‚vorprogrammierten‘ Schwierigkeiten seiner Schüler Gedanken machen: wenn es um Deutsch für Ausländer geht, müssen selbst Deutschlehrer (für deutschsprachige Schüler) oder ausgebildete Sprachlehrer (sei es für Englisch, Spanisch, Französisch oder Chinesisch) noch etwas dazulernen!
Die Methode, mit der du selbst erfolgreich Englisch gelernt hast, ist leider auch nicht sehr geeignet, die deutsche Sprache zu vermitteln… Beide Sprachen ähneln sich zwar sehr im Vokabular, aber die Anfänger-Grammatik des Englischen ist wesentlich einfacher als die des Deutschen. Um auf Deutsch einen kompletten Satz halbwegs korrekt selbst zu bilden, sind viel mehr Vorkenntnisse nötig als im Englischen.
Die Eigenheiten der deutschen Sprache
Was ist Sprache eigentlich?
Die Sprache ist das zentrale Ausdrucksmittel eines jeden Menschen, aufgewachsen in einer bestimmten Zeit, Umgebung und Kultur.
Zeit, Ort und Kultur prägen die Sprache, und unsere Sprache prägt uns so sehr, dass wir uns mit ihren Lauten, Strukturen und Konzepten identifizieren.
Unsere Aussprache zum Beispiel ist ein ganz tief verwurzelter Ausdruck unserer Persönlichkeit.
Die Aussprache
Darum fällt es uns so schwer, eine neue Sprache so zu ’singen‘, auszusprechen und zu betonen, wie es ihre Muttersprachler tun.
Wir fühlen uns komisch, nicht mehr wir selbst: wir fürchten uns vor dem Loslassen bekannter Strukturen, auf denen unser Selbstverständnis beruht.
Wir müssen schwer über unseren Schatten springen, um diese ungewohnten Laute zu imitieren, anzunehmen und zu übernehmen.
Nicht jeder Mensch setzt sich das zum Ziel oder ist in der Lage, diesen Sprung zu wagen. Denn tatsächlich bedeutet dieser Schritt, dass wir beginnen, uns mit der Kultur der Zielsprache zu identifizieren.
Dessen müssen wir uns beim Sprachunterricht bewusst sein: nicht alle Menschen sind bereit, sich (und sei es auch nur vorübergehend) sich selbst zu entfremden, ihre vertraute Identität oder das Gefühl der Verbundenheit mit der Heimat aufzugeben, ihr Selbstverständnis zu erneuern.
Denn uns mit einer anderen Sprache und Kultur zu identifizieren bedeutet, dass wir aktiv eine völlig neue, zusätzliche Persönlichkeit entwickeln. Wenn man dies als Chance und bereichernde Erfahrung betrachtet, ist es motivierend und macht es viel einfacher, die landesübliche Aussprache zu lernen.
Tatsache ist, dass Einheimische vielfach Schwierigkeiten haben, einen fremdländischen Akzent zu verstehen, sei es aus Mangel an Erfahrung, Furcht vor Fremdartigem oder Bequemlichkeit…
Darum sollte der Deutschunterricht bereits von Anfang diesen Aspekt mit einbeziehen: behutsam, aber stetig.
Eine Aussprache, die dem Deutschen sehr ähnlich ist, hilft immens dabei, Unverständnis und Ablehnung zu vermeiden: sie ist sogar wichtiger als eine korrekte Grammatik!
Eine Person, die ‚typisch‘ Deutsch spricht, wird von unserem Sprachgefühl sozusagen automatisch als verständlich, sozial kompetent und dazugehörig eingestuft, und zwar so sehr, dass man ihre Grammatikfehler meist völlig überhört!
Worauf muss man bei der deutschen Aussprache achten?
Lange, gedehnte Vokale vs kurze Vokale
Viele Sprachen (wie z.B. das Spanische) kennen keinen Unterschied zwischen langen, gedehnt gesprochenen Vokalen (fünfzehn, Liebe, ich mag) und solchen, die kurz gesprochen werden (fünfzig, Lippe, ich mach‘). Darum sprechen viele Menschen das Deutsche im ‚taka-taka-taka‘-Rhythmus, was zwar nur selten schwerwiegende Verwechslungen hervorruft, aber doch für deutsche Ohren gewöhnungsbedürftig klingt.
Warum lernen die jugendlichen oder erwachsenen DaF-Schüler das denn nicht automatisch?
Ganz einfach: wenn meine Muttersprache das Phänomen der langen Vokale nicht kennt, kann ich sie von alleine auch nicht erkennen, denn wie soll ich etwas hören, dessen Existenz mir unbekannt ist? Es ist illusorisch anzunehmen, dass die reine Wiederholung von sprachlichen Schemen beim Hörer etwas bewirkt, wenn die entsprechenden Strukturen nicht gleichzeitig bewusst gemacht und eingeübt werden. (Bei ganz kleinen Kindern ist es anders, bei ihnen funktioniert noch ein anderer Spracherwerbsmechanismus.)
Betonung (Satzakzent)
Dasselbe gilt für eine weitere Eigenschaft germanischer Sprachen: im Deutschen wie im Englischen etc. kann und muss man bestimmte Wörter im Satz stärker betonen, damit der Zuhörer eindeutig identifizieren kann, worauf es gerade ankommt.
„Hier ist mein Buch!“ ist nicht dasselbe wie „Hier ist mein Buch!“ oder „Hier ist mein Buch!“. Jede Betonung passt zu einer ganz bestimmten Situation, der Tonfall ist jeweils anders. In anderen Sprachen benutzt man unterschiedliche Satzstrukturen, um auf das wichtige Wort hinzuweisen (z.B.: Aquí está, mi libro. Mi libro, ya lo tengo. Este libro de aquí es mío.)
Auch auf dieses Phänomen der Emphase muss man im Sprachunterricht aufmerksam machen, damit die Schüler es überhaupt wahrnehmen können, und es dann aktiv einüben.
Wie kann man die Aussprache effektiv trainieren?
Natürlich kann man nicht zuerst ausschließlich die Aussprache trainieren: dieses Training geht schrittweise voran, Hand in Hand mit anderen Fertigkeiten.
So übt ihr die Aussprache:
– langsam vorsprechen: Auf jeden Fall musst du das nachzusprechende Wort (wenn nötig, auch in Teilen bzw. einzelne Laute) langsam und deutlich vorsprechen, und dann ebenso langsam imitieren lassen.
Damit es lustiger und weniger stressig ist, kannst du die Wörter oder Sätze auch mit Theatereffekten vorsagen: rufen bzw. flüstern, mit freundlicher oder neugieriger Intonation, werbemäßig übertrieben oder mit unheimlicher Stimme…, was die Schüler gleichzeitig imitieren müssen.
Manche Laute des Deutschen (ö und ü, z.B.) kann man mit Tricks lernen:
Um das ö zu sprechen, formst du den Mund, als ob du o sagen wolltest, aber du sprichst ein e.
Um das ü zu sprechen, formst du den Mund, als ob du u sagen wolltest, aber du sprichst ein i.
– kleine Rollenspiele: anhand von kurzen, vorgegebenen Dialogen werden amüsante Situationen eingeübt (mit audiovisuellem Material, z.B. Weltreisen, Streiten). Hierbei spielen die Lernenden Theater, d.h. sie müssen nicht sich selber darstellen, sondern schlüpfen probeweise in die Rolle eines Vorbilds, was es ihnen erleichtert, eine befremdliche Aussprache auszuprobieren.
– singen: mit einfachen, motivierenden Liedern kann man nicht nur Grammatikstrukturen festigen und automatisieren, sondern auch die Aussprache verbessern. Singen lockert auf und macht Spaß. (Lieder für Kinder und zum Lernen )
Soziale Kompetenzen
Siezen
Reibungslose Kommunikation funktioniert nur, wenn wir auch sprachlich in der Lage sind gesellschaftliche Normen zu beachten. Hierzu gehört im Deutschen die Gewohnheit, Erwachsene zu siezen, seien es Autoritäten, Service-Personal, Unbekannte oder sonstige Menschen, zu denen man kein sehr vertrautes Verhältnis hat.
Dies ist nicht in allen Sprachen so: englischsprachige Personen kennen nur you für du, ihr und Sie; Spanier beispielsweise sind es gewöhnt, die meisten Mitmenschen zu duzen, seien es Nachbarn, Verkaufspersonal oder Lehrer.
Wer die strengen deutschen Normen nicht einhält, kennt sie entweder noch nicht oder hat sie noch nicht verinnerlicht, und das kann zu unangenehmen Reaktionen führen. Spanier beispielsweise vergessen leicht, dass man in Deutschland Kellner oder Verkäufer mit Sie ansprechen muss…
Umgangssprache oder Schriftsprache?
Auch das richtige Sprachregister zu benutzen gehört zur sozialen Kompetenz.
Beim Unterrichten muss man oft einen Kompromiss schließen zwischen Schriftsprache und Umgangssprache, denn beides müssen die Lernenden im Endeffekt beherrschen.
Die Schriftsprache ist für Ausländer oft einfacher, hat aber den Nachteil, dass mit ihr allein alltägliche Konversationen nur teilweise verstanden werden.
Beide Sprachebenen unterscheiden sich ja in mehreren Beziehungen, besonders im Stil und in der Wortwahl (umschreibende vs. präzise Ausdrücke, ‚leichtes‘ Deutsch), in dem Gebrauch der Verbzeiten, der Benutzung von verstärkenden Partikeln, und teilweise in der Grammatik.
Wer Deutsch nur „unter Kumpels“ lernt, hat es schwer in formellen Situationen, und wer gestelzt spricht, dem fehlen andere wichtige gesellschaftliche Kompetenzen.
Was ist Leichtes Deutsch?
In vielen Aspekten ist die Umgangssprache für Anfänger leider tückisch: als Muttersprachler neigen wir womöglich dazu, die umgangssprachliche Redeweise als ‚einfach‘ anzusehen und diese im DaF-Unterricht einzusetzen.
Davon ist dringend abzuraten, denn das ‚leichte‘ Deutsch‚ ist gespickt mit Strukturen, die in anderen Sprachen nicht existieren und den Lernenden große Schwierigkeiten bereiten – vor allem, wenn auch der Lehrer sich ihrer nicht bewusst ist.
In diesem Zusammenhang ist es für dich als Vermittler wichtig, deine eigene Sprech- und Ausdrucksweise zu beobachten. Kurze Sätze ohne Nebensätze sind perfekt für den Anfängerunterricht, ebenso eine klare, deutliche Aussprache.
Beispiele für die Syntax im deutschen Hauptsatz
Besteht das verbale Syntagma aus mehreren Teilen (trennbare Verben, zusammengesetzte Verbzeiten mit Hilfsverben im Aktiv oder Passiv, Modalverben), dann bilden diese eine Klammer, die sämtliche Ergänzungen umrahmt: das eventuell nachgestellte Subjekt, die Ergänzungen des Verbs (Objekte, verbative Ergänzungen), Umstandsbestimmungen (adverbiale Ergänzungen in der Reihenfolge TEmporal, KAusal, MOdal, LOkal)
Satzbau (Syntax)
Das bedeutendste Hindernis sind die trennbaren Verben. Sie sind ein typischer Ausdruck des deutschen Satzbaus, den du kennenlernen solltest, bevor du zu unterrichten beginnst.
Grundsätzlich unterscheidet das Deutsche zwei verschiedene Aufbauregeln, eine für Hauptsätze und eine zweite für Nebensätze. Ja, du hast richtig gelesen!
Jedes deutschsprachige Kind kann intuitiv einen Hauptsatz von einem Nebensatz unterscheiden – selbst wenn es im Grammatikunterricht nicht dazu fähig ist!
Im deutschen Hauptsatz steht das konjugierte Verb nämlich an zweiter Stelle, während es im Nebensatz immer an den Schluss kommt! (Achtung: an zweiter Stelle bedeutet nicht als zweites Wort!)
Andere Sprachen kennen diese Variationen nicht: sie haben meist eine feste Reihenfolge vom Typ Subjekt – Verb – Ergänzungen, und erlauben keine mannigfaltigen Umordnungen wie das Deutsche, wo man einen beliebigen Satzteil vor das Verb ziehen kann…
Trennbare Verben
Ein echtes Verständigungsproblem sind allerdings die oben bereits erwähnten trennbaren Verben: hast du schon einmal bemerkt, dass du das Verb einkaufen auseinanderreißt, wenn du es konjugierst?
Ich kaufe ein. Du kaufst Brot ein. Er kauft morgen Bier und Würstchen ein.
Wir kaufen morgen nach dem Frühstück im Supermarkt um die Ecke die Limonade für deine Geburtstagsparty und andere Sachen ein.
Wie du siehst, steht der abgetrennte Verbteil ein plötzlich ganz am Ende des Satzes. Und je mehr Ergänzungen der Satz hat, desto weiter entfernt es sich von dem Verb, zu dem es gehört!
So etwas ähnliches gibt es zwar in diversen germanischen Sprachen (z.B. die Struktur der phrasal verbs im Englischen), die meisten anderen Sprachen kennen dieses Phänomen jedoch überhaupt nicht, und deine Schüler benötigen ein langes Training, um den abgetrennten Teil wahrzunehmen.
Und es ist sehr wichtig für das Verständnis, dieses abgetrennte und ans Ende bugsierte Präfix zu identifizieren, denn häufig ist die korekte Interpretation eines Satzes davon abhängig: Ich mache den Laptop an/aus/auf/zu…
Wenn du Mathe oder andere Fächer unterrichtest, in denen viel berechnet werden muss, achte doch mal auf die Arbeitsanleitungen bzw. Aufgabentexte, falls du ausländische Schüler oder Azubis hast: wie oft kommt eines der folgenden Verben vor?
rechnen, ausrechnen, umrechnen, anrechnen, abrechnen, nachrechnen, zurückrechnen, vorrechnen, hinzurechnen, … aufrunden, abrunden, ….. und zwar in getrennter Form? Womöglich beruhen die Schwierigkeiten der Lernenden auf dieser Eigenart der deutschen Sprache, die ihnen noch nie jemand erklärt hat?
(Hier findest du eine interaktive Schnelleinführung in die trennbaren Verben.)
Die Deklinationen
Grammatisches Geschlecht und Fälle (Genus und Kasus)
Mit der Deklination (Beugung von Artikeln, Substantiven und Adjektiven) in den verschiedenen Fällen (Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv) hast du ja selber im Deutschunterricht schon gekämpft, also kannst du es dir vorstellen, dass Deutschlernende damit ihre Schwierigkeiten haben.
Insbesondere dann, wenn ihre Muttersprache keine Deklinationen kennt. Weder im Englischen noch in romanischen Sprachen existieren sie heutzutage noch, in slawischen Sprachen dagegen noch ausgeprägter als im Deutschen.
Genus und Plural
Eine weitere Komplikation ist in diesem Zusammenhang das Geschlecht der Substantive (Genus) . Die 3 Genera des Deutschen sind meist willkürlich und lassen sich nur selten von der Endung des Nomens ableiten, müssen also auswendig gelernt werden, genauso wie die vielfältigen Pluralformen. Viele Sprachen kennen nur männliche und weibliche Nomen, aber kein Neutrum, oder sie benutzen (wie das Englische) das Genus nur bei Personalpronomen (he, she, it).
Artikel deklinieren
Die Beugung der Artikel ist mühsam zu erlernen. Wenn deine Schüler beim Sprechen hier Fehler machen, ist es nicht tragisch, selbst wenn es dich irritiert: nützlich ist die Beherrschung dieser Flexionen hauptsächlich, wenn es darum geht, komplexe Sätze der formellen Sprache zu verstehen (z.B. in Zeitungen, Infotexten, Romanen…).
Wenn man nämlich dazu fähig ist, die Artikel je nach Geschlecht und Fall korrekt zu deklinieren, ist man in der Lage, die Funktionen der einzelnen Wörter im Satz zu bestimmen: man kann das Subjekt finden, selbst wenn es nicht am Anfang des Satzes steht, und die vorhandenen Objekte als solche identifizieren.
Das wiederum erlaubt es dem ‚Sprachdetektiv‘, die Beziehungen zwischen dem Verb und den vorhandenen Ergänzungen eindeutig zu erkennen und dem Verb die geeignete Bedeutung zuzuordnen…
Verwirrend ist für viele Lernende hierbei oft die Tatsache, dass die Nomen im Plural plötzlich kein Geschlecht mehr haben bzw. alle weiblich zu werden scheinen (der Mann > die Männer), und dass der weibliche Artikel die (die Frau) in Dativ und Genitiv männlich klingt (mit der Frau).
Adjektive deklinieren
Kompliziert zu beherrschen ist meist die korrekte Deklination der Adjektive in Kombination mit Artikelwörtern, da hierbei unterschiedliche Endungen angehängt werden, je nachdem, ob es sich um den bestimmten Artikel (das kleine Kind, der alte Mann) handelt, um den unbestimmten/possesiven/negativen Artikel (ein/mein/kein kleines Kind, ein/mein/kein alter Mann) oder ob gar kein Artikel dabei ist (Kleines Kind und alter Mann verschwunden). Aber da hier selbst bei krassen Fehlern kaum Verständnisschwierigkeiten auftauchen, brauchen wir die Lernenden im Anfangsstadium nicht damit zu plagen.
Die Wechselpräpositionen mit Dativ oder Akkusativ
Eine besonders harte Nuss beim Thema Deklinationen sind die Wechselpräpositionen.
Es handelt sich um neun sehr häufig verwendete Präpositionen (auf, über, unter, vor, hinter, zwischen, neben, an, in), die entweder mit Akkusativ verwendet werden (bei „dynamischen“, zielgerichteten Handlungen, die auf einen Orts- oder Richtungswechsel abzielen, den man im Deutschen mit der Frage WOHIN? ermittelt) oder mit Dativ (bei „statischen“ Aktivitäten, die kein Ziel haben, sondern am aktuellen Ort stattfinden und keinen Ortswechsel erfordern, und die man im Deutschen mit WO? erfragt).
Hier ist die die übliche Erklärung (Frage WOHIN? oder WO?) für viele Ausländer nicht hilfreich, weil ihre Sprache nicht zwischen diesen beiden Begriffen unterscheidet.
Die Verben
Die Verben kommen in dieser Liste zwar an letzter Stelle zur Sprache, sind aber eigentlich der wichtigste Faktor für die Kommunikation.
Deshalb ist es sehr ratsam, schon gleich zu Beginn des Anfängerunterrichts einige regelmäßige, einfach zu konjugierende Verben einzuführen und zu trainieren.
Es sollten Verben sein, die man vielfältig einsetzen und kombinieren kann, und die gut zum Erfahrungshorizont der Schüler passen, damit sie über ihre Hobbys oder Beschäftigungen sprechen können:
machen: Hausaufgaben, Sport, Spaß, Essen, Musik, Theater, ein Foto, ein Spiel, ein Rätsel, ein Interview,…
spielen: Ball (Fußball, Volleyball, …) bzw. andere Spiele/Sportarten wie Tennis, Karten, Schach…, Gitarre, und andere Instrumente, Computerspiele, Theater, …
hören: Musik, Radio, ein Audio, ein Lied,…
kommen (aus), wohnen/leben (in)
singen, malen, lernen, fotografieren, tanzen, schwimmen,…
und, falls deine Schüler keine Kinder sind, ein paar Aktivitäten aus dem täglichen Erwachsenenleben: kaufen (Essen), kochen (Essen), arbeiten, …
Die unregelmäßigen Verben sein und haben sind natürlich auch unentbehrlich.
Das Verb heißen (das meist schon in der ersten Lektion eingeführt wird) bereitet übrigens vielen Ausländern Schwierigkeiten, weil ihre Sprache nur eine Struktur wie „sich nennen“ kennt.
Der Gebrauch der Verben im Deutschen
Das deutsche Verbsystem ist ziemlich einfach -um nicht zu sagen: primitiv-, denn viele Nuancen werden nicht durch Verbzeiten ausgedrückt sondern durch kleine Wörtchen wie gerade, gleich, morgen,…
Ausländer haben oft Probleme mit dieser Einfachheit: sie können es z.B. nicht glauben, dass man die Zukunft einfach mit der Gegenwart und einem Wort wie morgen, gleich oder später ausdrücken kann; und noch weniger, dass die Benutzung des Futurs mit werden in Wirklichkeit bedeutet, dass man sich etwas nur vornimmt, aber nicht sicher ist, ob man es tatsächlich ausführt.
Auch suchen sie oft nach einer Verbform, die wiedergibt, dass man GERADE dabei ist, etwas zu tun. Das Deutsche benutzt hierfür das Präsens in Kombination mit dem Wort gerade.
Ich koche gerade. oder auch: Ich bin am Kochen. Ich bin beim Kochen. Ich bin dabei zu kochen. Das sind die Optionen, die im Deutschen zur Verfügung stehen, um z.B. das englische Present Continuous oder das spanische gerundio auszudrücken.
Bezüglich der Vergangenheit benutzen wir entweder
– das Perfekt wie Er ist weggefahren / Wir haben gegessen, also eine zusammengesetzte Zeit mit den Hilfsverben haben oder sein, die schwerfällig ist und hauptsächlich mündlich gebraucht wird, oder
– das Imperfekt (Präteritum) wie Er fuhr weg / Wir aßen, das dem schriftlichen Stil entspricht.
Nur wenige, sehr geläufige Verben (wie sein, haben, kommen, gehen, sagen, wollen, müssen, …) kommen auch in der mündlichen Sprache häufiger im Imperfekt vor, um unsere Erzählweise etwas zu beleben.
Der Unterschied zwischen beiden Vergangenheitszeiten ist im Deutschen rein stilistischer Art bzw. ein Sprachregister-Charakteristikum.
Ihr Gebrauch besagt nichts oder nur wenig über die Abgeschlossenheit der Handlung, über ihre Nähe oder Beziehung zur Gegenwart, über die Dauerhaftigkeit des Handlungsverlaufs…
All dies sind nämlich Aspekte, die andere Sprachen mit unterschiedlichen Verbzeiten beschreiben, die im deutschen Verbsystem jedoch nicht existieren: uns Deutschen fällt es sehr schwer, ein reich abgestuftes Verbsystem – wie beispielsweise das spanische – zu begreifen und zu erlernen.
Diese Simplizität der deutschen Verbzeiten bedeutet nicht, dass die Verbformen an sich einfach zu lernen seien. Es gibt, wie in den meisten Sprachen, unzählige unregelmäßige Verben, deren Grundformen man auswendig lernen muss.
Die Konjugation unregelmäßiger Verben wie haben oder sein kann gut mit Liedern automatisiert werden.
Personalpronomen
Die Endungen der deutschen, englischen und (gesprochenen) französischen Verbformen sind so wenig differenziert, dass man unbedingt das Subjekt (Nomen oder Pronomen) nennen muss. Dies erscheint uns völlig logisch, aber es gibt Sprachen, die so explizite Konjugationsendungen haben, dass man praktisch keine Personalpronomen braucht. Spanischsprachige DaF-Lerner tun sich schwer damit, bis sie es sich angewöhnt haben.
sollen
Das Modalverb sollen ist für die meisten Ausländer ein Rätsel. Sollen bedeutet: jemand will, dass ich etwas mache, und in anderen Sprachen wird dies wortwörtlich so gesagt.
Wenn andere Personen etwas von einem deutschen Muttersprachler erwarten oder direkt von ihm verlangen, dann verinnerlicht er diese Erwartungshaltung so sehr, dass er sich selber dafür verantwortlich macht, die Erwartung zu erfüllen. Anstatt zu sagen Meine Mutter möchte, dass ich zuerst die Hausaufgaben mache sagt er Ich soll zuerst die Hausaufgaben machen. Die moralische Verpflichtung, an uns gestellte Erwartungen zu erfüllen, scheint tief im deutschen Wesen verankert zu sein…
Geeignete Lehrwerke
Du kannst natürlich mit selbsterstelltem Material deine Schüler unterrichten, aber wenn du mit Anfängern arbeitest, ist dies erstens äußerst arbeitsintensiv und zweitens besteht die Gefahr, dass du sie über- oder unterforderst. Wahrscheinlich übt und wiederholt ihr die neuen Wörter und Strukturen nicht genügend, weil ihr viel zu schnell vorangeht, oder die einzelnen Lernschritte bauen nicht richtig aufeinander auf….
Deshalb ist es erfolgversprechender, wenn du ein GEEIGNETES Lehrwerk benützt.
Ein Lehrwerk auswählen
Die richtige Auswahl zu treffen unter den unzähligen angebotenen Lehrwerken der zahlreichen Verlage ist eine schwierige Aufgabe.
In die Wahl fließen folgende (und noch mehr) Faktoren ein:
– Alter der Lernenden und ihre Interessenlage
– Vorkenntnisse im Deutschen bzw. im Zweitspracherwerb
– persönliche Motivation bzw. ZIEL des Deutschunterrichts (Integration, berufliche Ziele, persönliches Interesse an Sprachen, …)
– gibst du Gruppen- oder Einzelunterricht (in letzterem sind vorgeschlagene Spielanregungen z.T. schwierig umzusetzen)
– Präsenz- oder Onlineunterricht
– unterrichtest du im deutschsprachigen Inland oder im Ausland
– und nicht zuletzt der Zeitfaktor: wie schnell soll der Spracherwerb vor sich gehen?
Kinder und Jugendliche
Die effektivsten aktuellen Lehrwerke sind meines Erachtens zur Zeit Beste Freunde (für Jugendliche von ca. 10-16 Jahren) sowie Paul, Lisa & Co (für Kinder ab ca 8 Jahren), beide vom Hueber-Verlag.
Beide Lehrwerke berücksichtigen neurodidaktische Erkenntnisse in Aufbau, Progression und Themenwahl, sind ansprechend gestaltet und so konzipiert, dass die Lernenden mit relativ wenig Vokabular und in erstaunlich kurzer Zeit viele wichtige Strukturen lernen, die in älteren Methoden erst viel zu spät eingeführt werden.
So werden schon von Anfang an Aussprachetraining sowie Rhythmusübungen zu Betonung und Satzakzent durchgeführt; es wird mit Farben, Bildern und Liedern gearbeitet; die Übungen sind häufig richtige Rätsel; die Grammatikthemen fordern zum Selbstentdecken der Regeln auf; die Sprache ist so aktuell wie die vorgestellten Erlebnisbereiche; die Dialoge sind kurz, nützlich und decken konkrete, zu jeder Lektion aufgelistete Kommunikationsintentionen ab; die entsprechenden Audios sind ziemlich authentisch und im Kursbuch abgedruckt. Auch die Muttersprache bzw. Sprachvergleiche werden einbezogen, so dass der Sprachunterricht nicht exklusiv auf Inmersion (= einsprachiger Unterricht in der zu lernenden Fremdsprache) beruht.
Erwachsene
Für einen soliden, langsam ansteigenden Zweitspracherwerb bietet sich das traditionellere Lehrwerk Lagune, ebenfalls von Hueber, an.
Sein Arbeitsbuch bietet ein äußerst umfangreiches, ausgezeichnetes Übungsmaterial, das die kommunikativen Kompetenzen fördert, indem es systematisch sowohl den Wortschatz als auch die Strukturen trainiert, mit denen die situativen Kommunikationsziele in authentischer Sprache gemeistert werden können, selbst auf niedrigem Niveau. Der integrierte Lösungsteil sowie die schematischen Grammatikerklärungen erleichtern auch das Üben und Wiederholen auf eigene Faust.
Die praktischen, nützlichen Dialoge des Kursbuchs und besonders die vielen authentischen, professionellen Audios sind eine wahre Freude.
Leider sind manche Übungsthemen vom technologischen Fortschritt der letzten Jahre überholt worden; dennoch ist es eine sehr empfehlenswerte Methode, um gründlich, wenn auch nicht schnell, Deutsch zu lernen.
Viel Spaß und Erfolg beim Unterrichten!