Die deutschen Wechsel-Präpositionen, erklärt mit Bildern, Beispielen und Gesten

Letzte Aktualisierung: 5.09.2024

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Die deutschen Wechsel-Präpositionen, erklärt mit Bildern, Beispielen und Gesten

Dieser deutsche Text ist für fortgeschrittene Deutsch-Lerner
bzw. deutsche Muttersprachler konzipiert!
In der spanischen Version benutzen wir eine andere Erklärung für den Gebrauch der Wechselpräpositionen, angepasst an die Strukturen des Spanischen.

( HIER findest du die Erklärung, warum die die meisten Ausländer die allgemein übliche Methode nicht verstehen – WICHTIG für DEUTSCHLEHRER!)

 

Merkgesten für die 9 deutschen Wechselpräpositionen · Gestos para memorizar las preposiciones variables en alemán

MERK-GESTEN für die Wechsel -Präpositionen

 

[Dieser Beitrag behandelt speziell die WECHSEL-Präpositionen im Deutschen.
Für eine einfache Einführung in das Thema Präpositionen im Allgemeinen,
mit Beispielen und Merksätzen, hier klicken.]

Dieser deutsche Text ist für fortgeschrittene Lerner bzw. deutsche Muttersprachler konzipiert!
In der spanischen Version benutzen wir eine andere Erklärung für den Gebrauch der Wechselpräpositionen, angepasst an die Strukturen des Spanischen.

 

Die Wechsel-Präpositionen

Die 9 Wechselpräpositionen verdanken ihren Namen der Tatsache,
dass sie sowohl mit dem Dativ als auch mit dem Akkusativ gebraucht werden:

auf, über, unter, vor, hinter, zwischen, neben, an, in
auf, über, unter, vor, hinter, zwischen, neben, an, in

Das ist natürlich sehr unpraktisch für DaF-Lerner!
Warum gibt es 2 Optionen? Wann benutze ich den Akkusativ und wann den Dativ?

 

Regeln für Wechselpräpositionen

Zum Glück gibt es nur eine reduzierte Anzahl an Wechselpräpositionen!
Wenn du sie auswendig lernst, dann kommst du nicht in Versuchung, die folgenden Regeln auf andere Präpositionen anwenden zu wollen…
Du sparst dir viel Kopfzerbrechen und Verwirrung, wenn du die 9 Wechselpräpositionen mit diesem TRICK lernst:

MERK-GESTEN für die Wechsel -Präpositionen 

Es sind ja räumliche Wörter, also kannst du sie einfach mit Handgesten begleiten, während du sie laut aussprichst.
Das Gestikulieren erleichtert das Erlernen ungemein: viele Personen lernen viel besser mit „Händen und Füßen“ als nur mit dem Kopf.
Kannst du diese Partikeln in der vorgestellten Reihenfolge schon aus dem Gedächtnis aufsagen? Dann bist du bereit für die REGELN!

 

Wie funktionieren die Wechsel-Präpositionen?

Die Wechselpräpositionen sind am einfachsten als räumliche Präpositionen zu erklären.
(Sie können aber auch in zeitlichem oder übertragenem Sinn gebraucht werden.)

 


Immer wenn du eine Wechselpräposition benutzt,
müssen bei dir grünrote ALARM-Lichter blinken!!!

Denn du musst entscheiden, ob du gerade eine zielgerichtete Bewegung ausdrückst
oder
einen  Zustand bzw. eine Handlung am selben Ort beschreibst.


 

Die Entscheidung ist einfach: welches Verb benutzt du im Zusammenhang mit der Präposition?
Beschreibt es, wie jemand oder etwas sich zu einer anderen Stelle hinbewegt oder bewegt wird?  Dann ist das eine dynamische Handlung, die eine Ortsveränderung zum Ziel hat. Und der Ort, wohin sich etwas/jemand bewegt, wird in den Akkusativ gesetzt (Direktivergänzung: das Verb beschreibt eine Richtungsänderung).

Beispiel für eine dynamische Aktivität (Wechselpräposition + Akkusativ):

Ich stelle das Glas auf den Tisch.
Wohin tue ich das Glas?     >>> auf den Tisch  (= Ortsveränderung)
Deutsche Muttersprachler fragen in diesem Fall: WOHIN?

 

Das Verb kann aber auch einen statischen Zustand bzw. eine Aktivität am selben Ort beschreiben: jemand oder etwas ist und bleibt an einer Stelle,  oder jemand führt eine Handlung aus, ohne den Ort zu wechseln.  In diesem Fall steht der Ort, wo sich die Sache oder Person befindet, im Dativ (Situativergänzung:  die Handlung verlangt keinen Ortswechsel).

Beispiel für einen statischen Zustand (Wechselpräposition + Dativ):

Das Glas steht auf dem Tisch.
Wo ist das Glas?      ·     auf dem Tisch    ( =  Verbleiben am Ort)

Ich tanze  auf dem Tisch.
Wo tanze ich?      ·     auf dem Tisch    ( =  die Aktivität findet am selben Ort statt)

Deutsche Muttersprachler fragen in diesem Fall: WO?

 

Wie du siehst, ist es die im Verb beschriebene Handlung,  die bestimmt, ob die präpositionale Ergänzung  eine dynamische Handlung mit Orts-/Richtungswechsel  wiedergibt oder ob sie einen  Zustand/eine Handlung am selben Ort darstellt.
Es gibt Verben, die eindeutig einen Ruhe-Zustand ausdrücken (stehen, liegen, sitzen, sein…) und andere, die immer einen Ortswechsel beschreiben  (stellen, legen, setzen).

Viele Verben können aber auch in beiden Zusammenhängen genutzt werden:   gehen, tanzen, fahren, springen, …), obwohl man auf den ersten Blick denken könnte, sie seien ausschließlich dynamisch!

 

Wir fahren in den Wald.    <>      Wir fahren im Wald. (ohne den Wald zu verlassen)

         Wir fahren in den Wald - Akkusativ      Wir fahren im Wald - Dativ

 

 

 

 

 



 

Hier ein paar Illustrationen zum besseren Verständnis:

 

Die Maus springt über den Käse.     Wohin springt die Maus?   >>>  über den Käse
(= sie bewegt sich über eine Stelle hinweg, springt von A nach B  => dynamische Handlung)


Wechsel-Präpositionen mit Akkusativ ·über, auf, unter· dynamische Verben · reflejarte·es

Wohin springt die Maus? über den Käse
                                 Wohin steigt die Maus? ↱  auf den Käse
                                                      Wohin kriecht die Maus? unter den Käse



Wechsel-Präpositionen vor/hinter/zwischen +DATIV+sein · reflejarte·es

Wo sitzt die Maus? über dem Käse.
                                              Wo ist die Maus? auf dem Käse
                                                                         Wo liegt die Maus? unter dem Käse

 

 





REGEL

Wenn du eine Wechselpräposition benutzt,
DANN
(und nur DANN!!!!) musst du dich fragen:

Ist das Verb dynamisch oder statisch gebraucht?
Ist die Handlung
auf ein neues Ziel gerichtet
oder
findet sie am selben Ort statt?

 



Das Problem mit der Fragestellung
„Wo? Wohin?“

Warum haben DaF-Lerner normalerweise große Schwierigkeiten,
die Fragen WO? und  WOHIN?  zu unterscheiden?

Muttersprachler des Spanischen, Französischen, Italienischen, Englischen, etc. … finden die typische Fragestellung  Wohin? überhaupt nicht hilfreich, um sich beim Gebrauch der Wechselpräpositionen für den korrekten Fall zu entscheiden:  Dativ? oder Akkusativ?.

Das liegt daran, dass die meisten europäischen Sprachen praktisch nicht zwischen wo und wohin, bzw. dort/dorthin, hier/hierhin… unterscheiden. Für deutsche Muttersprachler ist es dagegen so gut wie unvorstellbar, dass eine Sprache ohne diese Unterscheidung funktionieren könnte.
Darum benutzt der von Deutschen konzipierte DaF-Unterricht weiterhin diesen „Trick“ für die Einübung der Wechselpräpositionen, verständlicherweise mit geringem Erfolg.

Mit ihren deutschen Grammatikstrukturen im Kopf nehmen die muttersprachlichen Deutschlehrer an, in anderen Sprachen formuliere man die Frage „Wohin stelle ich das Glas?“ ebenfalls mit einem Fragewort, das die Richtungspartikel ‚hin‚ enthält.

Nun benutzen diese Sprachen aber statt WOHIN? einfach nur WO?,
denn schließlich drückt das Verb alleine ja schon meistenseinen Standortwechsel aus.

¿Dónde pongo el vaso?  statt „¿*Adónde pongo el vaso?“ =  *WO stelle ich das Glas? (spanisch)
est-ce que je mets le verre?   *WO stelle ich das Glas? (französisch)
Where do I put the glass?   *WO stelle ich das Glas? (englisch)
Dove metto il vetro?   *WO stelle ich das Glas? (italienisch)

Das bedeutet nicht, dass ein Deutschlerner diesen Trick nicht erlernen könnte oder sollte. Im Gegenteil: wenn man eine Sprache richtig beherrschen will, muss man ihre Grammatik  wie ein Muttersprachler fühlen! Aber es wäre doch hilfreich, diesen „Trick“ nicht zur alleinigen Erklärung des Phänomens heranzuziehen.
Erst wenn die Lernenden die Unterscheidung zwischen dynamischer Handlung mit Orts-/Richtungswechsel  und statischer Handlung, die am selben Ort stattfindet, verinnerlicht haben, dann helfen die beiden Fragewörter bei der Klärung von Unsicherheiten.

 


Interessante Zusatz-Informationen

für Detektive und Fortgeschrittene:

Alles was wir gerade erklärt haben gilt nicht nur für die ausdrücklich im Satz benutzten Verben, sondern auch für unterschwellig enthaltene Aktionen, also für Handlungen, die im Kontext mitschwingen ohne konkret benannt zu werden.

Ich ziehe den Pulli in die Schule an. (= Ich ziehe den Pulli an und gehe damit in die Schule.)
Me pongo el jersey para ir al cole.

Hier ist unterschwellig das dynamisch gebrauchte Verb ‘gehen‘ enthalten, weshalb die Wechselpräposition  ‘in’ mit Akkusativ   benutzt wird!

Ich ziehe den Pulli in der Schule an. ( = Ich ziehe den Pulli an, wenn ich in der Schule bin.)
Me pondré el jersey cuando esté en el cole.

Hier heißt der implizit im Satz enthaltene Ausdruck ‘in der Schule sein‘ : es handelt sich also um eine statische, richtungslose Handlung, die mit dem Dativ verknüpft ist.

Er nahm den Ball auf den Sportplatz mit.
Se llevó la pelota (para ir) a la cancha. Se llevó la pelota a la cancha.
He took the ball to the sports field.
Il a apporté le ballon au terrain de sport.

Er nahm den Ball auf dem Sportplatz mit.
Se llevó a casa la pelota que estaba en la cancha.
Se hizo con el balón en el campo de deportes (y se lo llevó).
He took the ball on the sports field.
Il a emporté le ballon ramassé sur le terrain de sport.

Ist es nicht interessant, welche Nuancen man mit den unterschiedlichen Fällen ausdrücken kann!

 

 



Muttersprachler-Feeling üben
mit ein bisschen Reverse-Engineering

 

STATISCH oder DYNAMISCH?
Wie kannst du das leicht herausfinden?

Stell dir folgende Situation vor:
Du hörst

„Das Auto steht  ✦✧✦ ✧ !“

Was fragst du, um die fehlenden Wörter herauszufinden????   Genau:
W steht das Auto?“

Das Verb stehen hat dir signalisiert, dass die fehlenden Wörter einen statischen, bewegungslosen Zustand beschreiben und einen konkreten Ort angeben.

Wenn diese Ortsangabe jetzt mit einer Wechselpräposition kombiniert wird, zieht diese den Dativ nach sich:      in der Garage.

 

Stell dir noch eine Situation vor:
Du hörst

„Ich stelle das Rad  ✦✧✦ ✧ !“

Was fragst du, um die fehlenden Wörter herauszufinden???? Genau:
WOHN stellst du das Rad??“

Das Verb stellen hat dir gezeigt, dass die fehlenden Wörter eine dynamische Handlung mit Ortswechsel beschreiben.

Wenn diese Ortsangabe jetzt in Kombination mit einer Wechselpräposition steht, wird der Ausdruck in den Akkusativ gesetzt: in die Garage.

 

Wenn du dieses Muttersprachler-Feeling besitzt, kannst du mit Hilfe der Fragewörter  wo? bzw. wohin?  erkennen, ob in einem Satz

– ein statischer, richtungsloser Zustand ausgedrückt wird:
Etwas/jemand  ist/steht/liegt/sitzt/hängt  irgendwo.
Du fragst: „W?“
ODER
– ob eine dynamische, richtungswechselnde Handlung stattfindet:
Jemand   tut/stellt/legt/setzt/hängt  etwas irgendwohin.
Du fragst: „WOHN?“

 

Das Arbeitsblatt zum Ausdrucken in Farbe fasst zusammen, was wir soeben erklärt haben:

WO? statisch · WOHIN? dynamisch - Wechselpräpositionen @ Deutsch am Strand reflejarte.es

In [eckigen Klammern] siehst du die Endungen für
Dativ und Akkusativ

SINGULAR
m.              f.               n.                              m.            f.             n.
[dem Mann] [der Frau] [dem Kind]          [den Mann]  [die Frau]  [das Kind]
[ –m ]         [ –r ]          [ –m ]                        [ –n ]           [ – ]           [ – ]

PLURAL

[den Männern] [den Frauen] [den Kindern]   [die Männer] [die Frauen] [die Kinder]
[ –n  (n) ]                                                                [ – ]

 

Die Wechselpräpositionen sind rotgrün dargestellt, damit die Farben dich an Dativ und Akkusativ (und an die ALARM-Signale) erinnern.
Rechts und links daneben findest du die typischen Verben, die mit diesen Präpositionen gebraucht werden:

dynamisch: etwas/jemanden/sich  setzen, stellen, legen, hängen
Alle diese Verben bedeuten ‚platzieren‚; im Deutschen unterscheidet man nämlich, in welcher ‚Haltung‘  etwas/jemand platziert wird. Andere Sprachen -wie das Spanische, Französische, Englische, …-  benutzen für alle 4 Optionen normalerweise nur ein und dasselbe Verb ‚poner‘ oder ‚colocar‘, ‚mettre‘, ‚to put‘, … . Auf Deutsch kann das Verb ‚tun‘  diese Jokerfunktion erfüllen: Wohin tust du die Schlüssel?

statisch: sitzen, stehen, liegen, hängen.
Alle diese Verben bedeuten sich befinden oder sein;  im Deutschen unterscheidet man auch im Ruhezustand normalerweise, in welcher ‚Haltung‘ sich etwas/jemand befindet: horizontal, vertikal, in der korrekten, allgemein üblichen Stellung oder in einer ‚verkehrten‘ Positur.
Flaschen, Gläser, Teller, Tassen, Eimer, Möbel, Fahrzeuge, … stehen normalerweise;
Bälle, Schiffe, Städte/Orte, … liegen;
Vögel, Brillen, Hüte … sitzen;
Auch hier benutzen das Spanische und andere romanische Sprachen für alle 4 Optionen normalerweise nur einen Ausdruck ‚estar (puesto)‘ oder ‚encontrarse‘, como  ‚être‘ / ’se trouver‘  auf Französisch.

 

 




Die Wechselpräpositionen in Bildern:

Arbeitsblätter für
statische und dynamische Situationen

WO? Wechsel-Präpositionen+DATIV von reflejarte.es/DeutschamStrand

 

   Wohin? Wechsel-Präpositionen mit Akkusativ · dynamische Verben · reflejarte.es/DeutschamStrand

 

Mach die interaktive Übung zu den Wechselpräpositionen A1
Entscheide zwischen WO? und WOHIN?

Benutze den richtigen Fall – Dativ oder Akkusativ in der interaktiven Übung
Das ‚Nobel-Frühstück‘

für Fortgeschrittene:
Wechselpäpositionen A2/B1 Ferienziele und Urlaubsaktivitäten

 

Weitere Posts mit Infos zum Thema Wechselpräpositionen

14 Kommentare

  1. Maike Bouassida

    Vielen herzlichen Dank für diese einmalig gute, diese hervorragende Präsentation des so kniffligen Themas der Wechselpräpositionen!
    Machen Sie weiter so!
    Mit herzlichen Grüßen
    Dr. Maike Bouassida
    Linguistin, Tunis, Tunesien

    • Deutsch am Strand

      Vielen Dank, Maike, für das motivierende Lob!!!!
      Es freut mich sehr, dass Ihnen der Text gefallen hat.
      Sprache ist ein faszinierendes Thema!
      Liebe Grüße nach Tunesien,
      Marie

  2. Yanet Margarita Millán Rivas

    No tengo palabras para expresar lo bien que explicas , por fin pude entender esto , te felicito , mil gracias por quitar tantas dudas que tenía al respecto .

    • Deutsch am Strand

      ¡Muchísimas gracias, Yanet, por tus palabras!
      ¿No te parece que reflexionar sobre cuestiones gramaticales es apasionante? Averiguar cómo funciona cada idioma, y el lenguaje humano en general… Desentrañar las reglas que cada native speaker tiene asimiladas en su cabeza sin ser consciente de ellas… ¡A mí me encanta!

  3. Estupendo y completísimo artículo. Muchas gracias por compartirlo.

  4. Gratuliere!! lo mejor que he leído acerca de las preposiciones variables!!

  5. Maria Francisca

    Muchisima gracias por lo bien explicado que lo hecho.

    • Deutsch am Strand

      Muchas gracias por tu comentario, me alegra que te haya servido.

      • Ángeles López

        Muchas gracias. Es una información muy útil y la explica de forma muy entendible.

        • Deutsch am Strand

          ¡Gracias a tí por tu comentario! Me encanta que el post te sirva para entender mejor las preposiciones variables del alemán.
          Vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass der Beitrag beim Verstehen und Anwenden der deutschen Wechselpräpositionen hilft.

          • Muchísimas gracias. Qué maravilla de explicación!!!. Así si que apetece seguir estudiando un idioma. Valoro mucho el esfuerzo y el tiempo de alguien en hacer comprender a los demás, algo tan complicado.

          • Deutsch am Strand

            ¡Encantada de que estés motivada para seguir! Gracias por tu comentario, ayuda mucho leer algo tan gratificante.

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